Blattonisches mit Katja Klengel

derLachwitz
Gleichzeitig bist du noch mit deinem Studium der Malerei und Grafik in Dresden beschäftigt. Wie nehmen deine Professoren deine Comicarbeiten auf?

Katja Klengel
Eine handvoll Professoren kann natürlich nicht so viel mit Comics anfangen und denken eben, das sei angewandte Kunst.
Aber ich bin bei einem Professor, der auch als Filmemacher tätig ist und sich auch für filmische Aspekte im Comic interessiert. Da bin ich mit meiner Arbeit schon ein Stück weit richtig. Ich denke, er findet es gut, dass der Comic in der F.A.Z. erscheint.

Er ist nicht so, dass er mich da zu sehr loben will, denn es ist ihm wichtig, dass ich experimentiere und ich nicht dem ‚bösartigen‘ Mainstream verfalle. Damit kann ich freier und locker bleiben und muss nicht angestrengt arbeiten, nur weil ich das Gefühl habe, mich an meiner Leserschaft oder einem Markt orientieren zu müssen. Das ist sein großes Ziel und er sagt mir auch knallhart, wenn irgendwas zu starr ist. Da hab ich mit ihm schon eine gute Austauschmöglichkeit über meine Arbeit.

Ich habe mir mit ihm den Anfang von Als ich so alt war angeschaut und zu ein paar Folgen hat er sich schon auch negativ geäußert, formal und inhaltlich, aber das ist ja sein gutes Recht als Professor. 🙂
Ich finde es eben gut, wenn er kein Blatt vor den Mund nimmt und mir ehrlich seine Meinung entgegenträgt. Es soll ja am Ende nicht nur das Aushängeschild da bleiben, dass ich einen Comic für die F.A.Z. mache, sondern ich will ja auch für mich künstlerisch weiterkommen, fernab von jeder guten Referenz.

derLachwitz
Zumindest von Presseseite her ist die Scheu gegenüber Comics ja sehr weit zurückgegangen und bis auf einige seltene Ausrutscher wird die neunte Kunst auf breiter Basis angenommen.
Bei den Lesern selbst ist die Lage natürlich diffiziler, nicht nur wegen verschiedener Geschmäcker. Gab es auf Als ich so alt war kritische Reaktionen?

Katja Klengel
Am Anfang, bei den ersten Strips, da hatte Kollege und Vorgänger Flix ein wenig Werbung gemacht; da kamen natürlich schon Kommentare wie, „Nee, ist nicht mein Stil.“ oder dass es zu chaotisch oder zu schwer zu lesen sei.

Aber das Schriftbild ist ja eine Sache, an der lässt sich ja schrauben. Und wenn jemand sagt, es gefällt ihm stilistisch nicht, dann ist das eine Geschmacksfrage. Da kann und will ich micht nicht zwingen lassen.
Es gibt, außer von meinen Freunden und Bekannten, bisher nicht sehr viele Rückmeldungen. Aber selbst dann, wenn die Rückmeldungen kommen, muss man sich bestimmt mit der Zeit eine dicke Haut zulegen. Noch fehlt mir die, aber ich stehe ja auch noch am Anfang. Ich bin noch kein Profi und muss mir die Routine erst erarbeiten und sehen, wie das so läuft.

DerLachwitz
Man muss dabei ja auch immer unterscheiden zwischen der Kritik am Werk und der an der Person. Zumindest im Internet scheinen die Kritiker bzw. auch die Leser oft gar nicht mehr zwischen Künstler, Werk und der Person selbst zu unterscheiden. Da wird dann gerne alles in einen Topf geworfen.

Katja Klengel
Genau, das darf man dann auch nicht persönlich nehmen.
Deswegen bin ich auch ganz froh hier auf dem Salon zu sein, weil man jetzt doch mal unmittelbare Kommentare mitbekommt. Dass Leute dann mal zu dir an den Stand kommen und sagen „Hey, dein F.A.Z.-Comic ist gut.“ Auch von Leuten die ich respektiere und selber gut finde.

Ich hab aus zeittechnischen Gründen schon damit gehadert, ob ich überhaupt komme. Daher würde ich sagen, hat sich das doch gelohnt, so dass ich grundoptimistisch nach Hause gehen kann.
Und Kommentare wie “Comics von Katja Klengel sind ja eh blöd” sind auch Bemerkungen, die man sich nicht annehmen muss.

derLachwitz
Vielen Dank für das Gespräch.

  • Text Copyright 2012 Alexander Lachwitz
  • Bilder Copyright Katja Klengel


1 comment

  1. FAZ-Leser November 8, 2012 10:46 pm  Antworten

    Liebe Katja,
    habe mich jede Woche von Di-Fr bei FAZ-Online auf die Geschichte gefreut! Bin sonst kein großer Fan der FAZ-Comics, aber diesmal hat die Redaktion eine Perle gefunden! Diese Geschichte hatte alles – gefühlvoll, einfühlsam, aber ohne Kitsch, mit beiden Beinen im Leben! Eine Geschichte zum Verlieben! Fantastisch, was man in einem Comic so unterbringen kann! Und das von einer jungen Frau, mit einer Weisheit und Lebenserfahrung gezeichnet, die ihresgleichen sucht! Kein Wunder, dass die Geschichte unter intensiven Auseinandersetzung mit dir selbst entstanden ist! Weiter so, alles Gute für die Zukunft und herzlichen Dank für 7 wunderschöne Monate!
    P.S.: Wenn das mit der Moldau kein Zeichen ist? Bitte als Heft herausgeben, ich würde es sofort kaufen!

Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert