Klassiker: Sarah Burrini – Von Pilzen und Schokodrogen

derLachwitz
Stichwort Drogen, im Gegensatz zu anderen prominenten Leistungsträgern hast du aus deinem Nütellakonsum nie ein Geheimnis gemacht. Seit geraumer Zeit bist du nun aber nach eigener Aussage clean. Wie schwer war der Entzug wirklich? Gab es keine Rückfallprobleme oder Ausweichdrogen? Immerhin steht man als Comiczeichner ja auch unter einem enormen Leistungsdruck.

Sarah Burrini
Ja also das mit Nütella habe ich durchgehalten. Aber ohne Ersatzdrogen geht es nie, das schwankt immer. Im Herbst waren es glaube ich M&M’s, im Winter war es, ganz streng, eine halbe Tafel Schokolade, fast jeden Tag. Jaja…

Bei mir ist das immer so, wenn ich mich einmal überfresse an einer Sache, dann habe ich da keinen Bock mehr. Und so habe ich jetzt keinen Bock mehr, weder auf Nütella, noch auf M&M’s, noch auf Ritter-Sport Nougat, weil ich das vielleicht ein bisschen zu exzessiv gemacht habe. Und im Moment fehlt mir das grad. Ich hatte jetzt Erdbeeren, Erdbeeren sind ja die willkommene langweilige Alternative, und dann wird’s wahrscheinlich Eis, also Häagen-Dazs oder Ben&Jerry’s. Ich weiß, ich werde immer Schokolade brauchen, ich muss das nur wirklich sehr streng dosieren. Das war bei Nütella ja nicht möglich, dann kann ich sagen; OK ich dosiere es nach Löffeln, aber dann ist das Glas mit einem Löffel auch leer.

Und das war sehr gefährlich. Da habe ich gesehen, das muss aufhören und ich sagte mir: Sarah du frisst dich zugrunde.

Ich hab das von meiner Mutter, das ist quasi eine vererbte Krankheit. Sie hat nie Nütella aufs Brot gegessen, ich auch nicht. Statt dessen hat sie dann aber immer Nütella mit dem Löffel gegessen und weil das irgendwann auf mich übergesprungen ist, musste sie es dann immer verstecken. Es war egal wo, ich hab’s immer gefunden. Das war dann auch so ein bisschen ein kleines Spiel; wo ist es in der Wohnung versteckt?

derLachwitz
In einer WG merkt man im Laufe der Zeit ja so die Macken seiner Mitbewohner immer besser kennen, bis man es womöglich nicht mehr aushält. Von Ngume, Butti und El Pilzo haben wir ja nun schon mehrfach mitbekommen, wie sie dein Leben terrorisieren. Aber was würden sie selbst sagen womit du ihr leben erschwerst?

Sarah Burrini
Sie würden sich darüber beschweren, dass ich vielleicht zu sehr Aufpasser in der WG, bzw. dass ich zu streng mit ihnen bin. Dann würden sie sich vielleicht darüber beschweren, dass ich die ganze Zeit nur arbeite, das haben sie ja auch schon hin und wieder gemacht, und meine ganzen Selbstbewußtseinschwankungen und Beziehungsproblematiken müssen sie auch erleiden. Vielleicht müssen sie da öfters ein Polster für mich sein und vielleicht ist das auch anstrengend.

Sie sind wohl emotional beansprucht, das ist ja ein gegenseitiges Geben und Nehmen, aber bis jetzt… Butterblume hat das mit dem Tagebuch ja noch nicht herausgefunden, insofern weiß ich noch nicht wie da die Reaktion sein wird.

derLachwitz
Zum Abschluss, und damit wir unseren Bildungsauftrag gegenüber unseren Lesern erfüllen, würde uns noch interessieren welche Top-3-Kultur-Empfehlungen du für unsere Leser hast.

Sarah Burrini
Also, aus dem Bereich Computerspiele: Monkey Island 2; war ja klar gewesen. Filmisch: Brazil. Bücherisch: Alles von Clive Barker…

derLachwitz
Ich bedanke mich herzlichst für den ausführlichen Plausch und wünsche dir und deinen Mitbewohnern auch weiterhin viel Erfolg!

  • Text Copyright 2011 Alexander Lachwitz
  • Bilder Copyright Sarah Burrini

  • Sarah Burrini – Das Leben ist kein Ponyhof
  • Zwerchfell Verlag
  • ISBN 978-3928387958
  • 14,00€ Bei Kwimbi bestellen

 

derLachwitz

strong


1 comment

Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert