Ist X-Wing nur ein weiteres Nerd-Hobby, ein Geheimtipp für die sozial schrägsten Paradiesvögel, die Roys und Moss’s der Szene? Mitnichten.
X-Wing ist ein sogenanntes Tabletop-Spiel von FantasyFlightgames, seit 2012 auf dem Markt und macht sowohl dem Platzhirsch Games Workshop (Warhammer, Warhammer 40.000 und die Hobbit/Herr-der-Ringe-Lizenz-Tabletops) als auch anderen etablierten Größen ernsthafte Konkurrenz. Hierzulande wird es vom Heidelberger Spieleverlag vertrieben. Ziel des Spiels ist es, mit einem eigenen Geschwader von Raumschiffen die gegnerischen Schiffe in actionlastigen Jagdmanövern, sogenannten Dogfights, auszumanövrieren und abzuschießen. Der Erfolg des Spiels lässt sich rückblickend vor allem durch folgende Faktoren erklären:

Schon die Einstiegsbox bietet schnellen und taktisch fordernden Spielspaß.
– vorbemalte hochwertige Figuren für einen vergleichsweise günstigen Preis
Schon mit dem Basisspiel hat man genug taktische Möglichkeiten die auch tatsächlich länger anhaltend fordern. Man kann sich eine ganze Weile damit befassen bis man ansatzweise alle Facetten erschöpft hat. Und danach ist man mit ca. 30€ für eine weitere Grundbox oder 10-17€ für einfache Zusatzschiffe immer noch günstig dabei.
Wie läuft das jetzt im Detail ab?
Zwei Spieler stellen sich eine Flotte zusammen (ein überschaubares Punktesystem sorgt dabei für Chancengleichheit auch bei unterschiedlich vielen Schiffen pro Spieler) und stellen diese auf einem Spielfeld (üblicherweise 90x90cm) auf. Dafür kann jede beliebige Oberfläche herhalten. Taktische Varianz durch Asteroiden und Trümmerschwärme wird durch kleine Pappmarker dargestellt. Aufwendiges Gelände ist also ebenfalls nicht nötig. Wer dennoch mehr Atmosphäre haben will, kann sich eine Spielfeldmatte kaufen oder selber bauen (TeMeL hat hier eine schönes Beispiel beschrieben).

Ein Beispiel für einen einfachen TIE-Schwarm, viele einfache Piloten mit wenig Aufwertungskarten, mit Ausnahme von Soontir Fel rechts im Bild, einem legendären Imperiums-Ass.
Jeder Spielzug läuft nach einem festen Schema ab. Zuerst wird über ein sogenanntes Manöverrad definiert in welche Richtung und mit welchem Tempo sich die Schiffe bewegen. Das bringt ein angenehmes Pokerflair mit ins Spiel, da man nicht nur die Bewegungen seiner eigenen Schiffe berücksichtigen muss, sondern auch abschätzen muss, welche Manöver der Gegner fliegen wird. Durch die Manöverschablonen werden im übrigen auch Maßbänder und aufwendiges Abmessen komplett eliminiert. Wenn alle Manöver festgelegt sind, werden diese nach Fähigkeit der Piloten sortiert umgesetzt. Das Schiff des schlechtesten Piloten bewegt sich zuerst und der beste Pilot bewegt sich zuletzt. Der Sinn dahinter liegt in den „Aktionen“. Nachdem ein Schiff seine Manöverbewegung ausgeführt hat (zum Beispiel eine weite Linkskurve) kann es noch eine vom Schiffstyp und Ausrüstung abhängige Aktion ausführen. Damit kann derjenige, der sich zuletzt bewegt einen deutlichen taktischen Vorteil erhalten indem er zum Beispiel noch einmal Schub gibt und sich damit noch gerade aus dem Feuerwinkel der Gegner bewegt oder selbst eine günstigere Position einnimmt.
Doch auch die eigenen Schiffe und Manöverkarten will man sorgsam pflegen und erstere vielleicht auch mal ummalen oder umbauen. Auch dazu gibt es im Netz in der Community viele Beiträge und Vorschläge an denen man sich orientieren kann. Siehe dazu auch die Linksammlung am Ende des Artikels.
Tja und wie läuft der Einstieg nun am einfachsten ab?
Anders als bei anderen Tabletop-Spielen kann man X-Wing tatsächlich sehr unbedarft ohne Einstiegshelfer angehen. Die Regeln in der Grundbox sind ausreichend gut erklärt und wenn man sich an den dortigen Einstiegsleitfaden hält, kann man nicht viel verkehrt machen. Ohne die Komplexität der Aufwertungskarten und kritischer Treffer dauert es nur Minuten bis man seine X-Flügler in waghalsigen Manövern gegen TIE-Geschwader antreten lässt. Mit den drei Schiffen aus der Grundbox kann man sich tatsächlich sehr lange beschäftigen und danach steht einem eine sehr umfangreiche Palette an Erweiterungen offen. Die Grundbox selbst ist preislich sehr attraktiv, so dass eine zweite oder gar dritte (oder ggf. die alte rote* Box, in der man noch die alten X-Wings und TIEs erhält, die immer noch gern gespielt werden) nicht verkehrt sind. Darüber hinaus ist es jedem selbst überlassen, ob er lieber schnelle Jäger wie den TIE-Interceptor bzw. A-Wing, schwere Bomber wie Y-, B-, bzw. K-Wing, TIE-Bomber, TIE-Jagdbomber sowie den TIE-Punisher oder eher raffinierte bzw. fortgeschrittene Schiffe wie den E-Wing, TIE-Advanced oder TIE-Phantom besorgt. Als weitere Option lohnt ein Blick auf die dritte Fraktion bestehend aus Abschaum und Kriminellen. Die Möglichkeiten sind schier endlos und wenn man nicht rein auf effektives Turnierspiel aus ist, bietet einem eigentlich jede Schiffserweiterung eine ganze Menge Spielspaß für kleines Geld.
Ab einem gewissen Punkt fällt es dann vielleicht schwer noch eine gute Übersicht über all die Piloten und Aufwertungskarten zu haben, vor allem wenn man versucht eine schlagkräftige Flotte zusammenzustellen. Doch auch hier punktet das Spiel durch die aktive Community. Sowohl für iOS als auch Android gibt es Squad-Builder-Apps. Unter letzterem gibt es inzwischen eine ganze Reihe, von denen vor allem der X-Wing-Squadron-Builder wirklich eine Empfehlung ist. Unter iOS gibt es zwar bisher nur den Aurora Squad Builder, aber der Entwickler bemüht sich um regelmäßige Updates. Er kommt zwar noch nicht an sein Android-Pendant heran, tut aber alles was man braucht und läuft sehr stabil. Als dritte Alternative (da er auch auf Mobilgeräten läuft), empfiehlt sich die Webseite (Yet Another) X-Wing Miniatures Squadron Builder.
Für die analoge Verwaltung der Karten gibt es von diversen Herstellern inzwischen Folienhüllen um alles in Ordnern zu sammeln. Eine nette Alternative sind die Tuckboxen von Sir Willibald. Persönlich kann ich für die Manöverräder und die Piloten-Base-Plättchen Folienseiten aus dem Münzsammlerbereich empfehlen, die man zum Beispiel hier bei Fischkrieg erhält. Damit will ich nun aber auch zum Ende kommen.
Fazit
Kaufen könnt ihr X-Wing in diversen Ladenlokalen. Schaut einfach nach den Logos von Fantasyflightgames bzw. Heidelberger Spieleverlag im Schaufenster. Auch im Netz kann man natürlich fündig werden. Ein guter Händler ist beispielsweise Fantasywelt.
* rote Box
Man bezeichnet die erste Grundbox, die 2012 erschien aufgrund der roten Markierungen an den X-Wings als rote Box, während die neue Grundbox die passend zum neuen StarWars-Film letzten Herbst erschien, dementsprechend als blaue Box bezeichnet wird. Aktuell sind beide, lediglich die Schadenskarten wurden überarbeitet, so dass die meisten Spieler eher die Karten aus der neuen blauen Box benutzen. Alle anderen Inhalte sind weiterhin uneingeschränkt nutzbar.
- Schon die Einstiegsbox bietet schnellen und taktisch fordernden Spielspass.
- Und nach den ersten bestandenen Dogfights…
- … wagt man sich langsam an neue Schiffe
- Wer wie hier in die Klammer genommen wird, kann sich in der Regel vom Schiff verabschieden
- Ordnungshelfer für lau, von den Druckkosten mal abgesehen.
- Die Pinselschwinger können sich an Umbemalungen austoben
- Für den Anfang reicht ganz wenig
- Ein einfaches Tuch erhöht das Flair deutlich
- Oder man gönnt sich eine der hochwertigen Spielmatten
- Listen können nach Effektivität, aber auch nach Hintergrund gestaltet werden.
- Boba Fett fliegt sowohl für das Imperium als auch für die Kriminellen. Was für ein Abschaum!
Sehr schöner Artikel!
Als großer Star Trek Fan freue ich mich natürlich besonders über deine Erwähnung von Star Trek Attack Wing.
Wenn du magst, kannst du dahin gehend auf unseren weiterspielen.net Blog und das deutschsprachige STAW Forum NeutraleZone.net verweisen.
Letzteres ist das Gegenstück zum MER und ein
Schwester Forum
Sehr cool – danke!