Der Comicsalon Erlangen hat seine Tore eröffnet! Bei bestem Sonnenschein lädt das deutsche Comic-Mekka wieder Gäste und Aussteller aus aller Welt ein und die Vorzeichen sehen alles in allem ziemlich gut aus.
Über die 4 Messetage hinweg werde ich täglich einen kurzen Blogpost über die Eindrücke vom Vortag veröffentlichen. Dabei geht es primär um erste und spontane Eindrücke, was nachhallt und was auffällt. Erfahrungsgemäß verändert sich dieser Eindruck, wenn man nach einer gewissen Distanz zurückblickt. Aber genau dafür ist diese Artikelreihe da, damit auch jene, die nicht vor Ort sein können, etwas vom gefühlten Messeeindruck nachvollziehen können.
Da ich erst im Laufe des Nachmittags angekommen bin, blieb heute nur wenig Zeit für einen ersten Eindruck. Die neue Aufteilung wirkt durch die fehlende Abtrennung der Mangas deutlich bunter und abwechslungsreicher, gleichzeitig sind aber die Indie- und Kleinverlage nicht an einem Fleck, sondern verteilt auf zwei, wenn auch ausreichend große Bereiche. Auf der einen Seite hat man Aussteller wie den Schwarzen Turm, Jazam, Weissblech, Kwimbi und weitere, während am anderen Ende des Salons Verlage und Gruppen wie Edition Panel, Edition 52, Comicsolidarity, Finix, Hemispheres und andere verteilt sind. Der letztere Bereich verteilt sich über zwei Etagen, so dass man hier tatsächlich eine ganze Weile braucht bis man sich über alles einen Überblick verschafft hat. Aufgrund der Menge der Aussteller ist diese Aufsplittung zumindest verständlich. Im Kern dominieren wie gehabt die großen Aussteller wie Carlsen, Reprodukt, Splitter und Panini, wobei letztere dieses Jahr eine eigene kleinere Halle für sich bekommen haben. Auf diese Weise sollten die bei Panini oft üblichen langen Schlangen den restlichen Publikumsverkehr weniger behindern als in den sonstigen Jahren.
Kurzum, die Änderungen bei der Standverteilung bringen einige Vorteile, sind aber gerade bezüglich der weitläufigen Verteilung der Kleinverlage und Indiezeichner noch immer nicht problemlos.
Einen Überraschungstipp gibt es dennoch schon: „Herrn Heidenreichs Fabulöser Heimat- und Sachkundeunterricht“ von Bastian Baier (Lapinot) und Robert Mühlich. Ein harmlos wirkendes dünnes Heftchen das mit dem schon aus „Mister Origami“ bekannten Humor daherkommt und eine wirklich gut pointierte Zukunftsgeschichte erzählt. Mehr kann ich leider nicht schreiben, da ich dann Spoilern müsste.
ICOM & Lebensfenster-Preisverleihung
So viel zum üblichen. Den Tagesabschluss bildete die ICOM-Preisverleihung. Wie man auf Twitter sehen konnte, war ich zwar fleißig dabei alles abzulichten und hab auch zig Tweets dazu herausgehauen, aber das sorgte dafür, dass ich vom eigentlichen Inhalt oft nicht mehr alles mitbekommen habe. Kurzum, eine genaue Auflistung findet sich bei Dreimalalles, der im übrigen selbst gewonnen hat. Also, herzlichen Glückwunsch an Christian Maiwald!
Zuerst einmal; Umschläge sind ein Teufelszeug. Vielleicht 1 oder 2 Laudatoren schafften es die Umschläge mit den Urkunden ohne Verrenkungen zu öffnen. Immerhin hat sich vor allem Lukas Wilde Mühe gegeben diese Problematik fürs Publikum unterhaltsam darzubieten.
Zum anderen; Comiczeichner sind manchmal doch ein überraschend scheues Völkchen. Nicht wenige Preisträger waren so überrascht, dass sie bei der Entgegennahme meist mit dem Rücken zum Publikum standen und dann auch Mühe hatten ein paar Worte zu finden. Kein Beinbruch, aber Annette Köhn vom JaJa-Verlag zeigt wunderbar, dass man sich auch einfach nur Freuen kann. Herzlichen Glückwunsch auch an dieser Stelle und für mich das schönste Bild des Tages! Eine Überraschung war sowohl die lobende Erwähnung für Arne Schulenberg und seinen derzeit pausierenden Fotocomic „Union der Helden“. Da es hier abgesehen von der kürzlichen Printveröffentlichung sehr ruhig war, kam diese Auszeichnung sehr unerwartet, aber alles andere als unangebracht.Eine kleine Sensation war dann die Doppelankündigung von Arne Schulenberg, dass es im Winter einen zweiten Band geben wird und im kommenden Jahr der Fotocomic selbst nach langer Pause endlich fortgesetzt werden könnte. Damit hatte ich tatsächlich schon gar nicht mehr gerechnet und freue mich sehr darauf! Neben Max Vähling gehört Arne Schulenberg für mich zu jenen die immer einen Interessanten Kommentar zur Szene abgeben können und denen man die damit verbundene Beobachtungsgabe auch in ihren Werken immer wieder mal ansieht.
Abgerundet wurde die Veranstaltung durch die Vergabe des Lebensfenster-Preises durch das Kurt-Schalker-Komitee. Zwar schlich auch dieses Jahr ein spürbarer (oder zumindest stärker spürbarer) Hauch von Selbsterhöhung durch den Raum als Flix die Geschichte vom alten Kurt herauskramte, aber auch altbewährtes kann weiter funktionieren und für frische und Esprit sorgte Tech-Webcomic-Blogger & ScienceSlammer Beetlebum.
Anyway… Jeff Chi hat sich den Lebensfenster-Preis absolut verdient. Gefühlt permanent aktiv, immer wieder am experimentieren und einfach einer, der gefühlt schon immer dabei war (zumindest sehr sehr lange). Ob Mondo, Jazam oder sonst was, irgendwie schafft er es überall dabei zu sein, also Glückwunsch! Und als letztes noch den Lebensfenster-Lebenswerk-Preis als 3D-Druck in Form einer Kurt-Schalker-Büste an Lisa Neun. Praktisch war sie ja schon lange die GrandeDame der Webcomic-Szene, auch wenn sie selbst in ihrer unverbrauchten und stets offenen Art das nie von sich behaupten würde. Aber dank des Preises kann sie sich davor nun kaum noch verstecken.
Als langjähriger Webcomicler-Anhänger kann ich beiden Preisträgern nur herzlichst gratulieren. Übrigens hatte irgendjemand in der Schalker-Linie offenbar mal ein Techtelmechtel mit Vertretern von Vulkan. Oder wie sollen sich diese Ohren und Brauen sonst erklären lassen???
An dieser Stelle daher nur eine Auswahl meiner Tagesfotobeute. PS: Wer sich fragt, was es mit dem Hashtag #NoBorders4Comics auf sich hat, der klicke bitte einmal hier.