Werkstattbericht: Fanart XXL

A2C8DAA1-4F95-44BF-B40E-90A02363EADEDa man mit Comics, sowie Rollen- und Videospielen ja kein ganzes Leben ausfüllen kann und sollte, gibt es heute mal einen kleinen Werkstattbericht für den normalen Alltag. Jeder kennt das. Man ist frisch in eine neue Wohnung gezogen, will den alten Mief hinter sich lassen, und auf einmal hat man eine leere Wand bzw. Leinwand vor sich die mit einem passenden Symbol für diesen Wandel gefüllt werden soll. Was nun?

Eine gute Idee ersetzt leider nicht immer fehlendes Talent. Also machen wir es so, wie es schon Rob Gordon in High Fidelity machen würde; einen Maler besorgen der ein paar coole Plattencover an die Wand malt. (Im übrigen, High Fidelity ist sowohl als Buch wie auch als Film ein hervorragendes Lehrstück dafür wie Geeks, Nerds, Sammler und viele andere Arten von Fetisch-Anhängern funktionieren. Leseempfehlung!)

Wie man aus einer Banane ein atemberaubendes Fanart zaubert

Checkliste: Nötige Zutaten

  • Künstler: Muss Pinsel halten können (Betriebstemperatur beachten)
  • Voller Kühlschrank (Eiscreme!)
  • Kaffeemaschine, am besten intravenös anschließen
  • Köder: Nutella, Videospiele, Comics, gutes Essen, Flauschfaktor (funktioniert auch bei Kerls)
  • Farbe: Viel, bunt
  • Pinsel: Genug damit keine Pinsel aus Eigenhaar improvisiert werden müssen

Mittels einer Schnur sowie einer Banane (alternativ geht auch Nutella, Erdbeerkuchen, gefüllte Crepes oder ähnliches) legen wir in der Kölner Innenstadt eine Falle aus und befördern den oder die Zeichner die hineintappt schnellstens nach Hause (denkt für den Transport an ein paar Atemlöcher im Karton bzw. Kofferraumdeckel). Unter dosierter aber nicht zu geiziger Zuführung von Koffeein und reichlich Süssspeisen kann man nun von professioneller Hand die eigene Vision Wirklichkeit werden lassen. Genug Zeit sich einem neuen Videospiel, einem guten Buch oder anderem zu widmen, aber ja die Kette nicht zu lang werden lassen.


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Ok, ganz so ist es nicht abgelaufen. Aber nachfolgend schildere ich die einzelnen Schritte um zu zeigen, dass es wirklich nicht viel braucht.
Durch meinen Umzug habe ich nun das Glück über eine Wohnung mit einer präsenten Trennwand in der Stube zu verfügen. Schon bei der ersten Besichtigung schwebte mir ein großformatiges Fanart in wenigen aber knalligen Farben vor. Das Motiv war schnell gefunden, lese ich mich doch seit einigen Monaten durch die Bat-Abteilung von DC’s New 52 und bin ein sehr großer Fan von Batwoman geworden. Via Bildersuche und ein bisschen Bildmontage ist schnell ein erster Entwurf entstanden mit dem sich prüfen lässt ob die Idee überhaupt nach irgend etwas aussieht. Kleiner Tipp: Auch wenn man sowas in erster Linie für sich selbst macht, schadet es nie schon diese ersten Entwürfe mit anderen Personen abzusprechen. Oft übersieht man wichtige Aspekte und im Nachhinein ärgert man sich, da man solche Fehler, wenn man sie erstmal bemerkt hat, meist nicht mehr übersehen kann.

Ein erster Test ob die Idee auch im Raum funktioniert.

Ein erster Test ob die Idee auch im Raum funktioniert.

Eine gewisse Bat-Affinität ist nicht zu leugnen

Eine gewisse Bat-Affinität ist nicht zu leugnen

Als nächstes braucht man jemanden der so etwas auch umsetzen kann. Jeder halbwegs fähige Malermeister sollte zwar in der Lage sein einen guten Entwurf auch ansprechend umzusetzen, aber mir war es wichtig jemanden darauf anzusetzen der selbst eine Comicbegeisterung mitbringt und durch eigene Ideen, ein gutes Auge und Talent noch das gewisse ‚etwas‘ mit reinbringt.
Den Ausschlag gab dann am Ende unter anderem dieses Bildchen rechts von TeMeL. Ein Telefonat und das Versprechen eines vollen Kühlschranks später war das Talent dann auch an Board.
So banal es klingt, kann ich aus früheren Auftragsarbeiten nur dazu raten seine Idee/Vision wirklich in Ruhe mit demjenigen zu besprechen der sie umsetzt. Zwei Leute haben nie dasselbe Bild von einer Idee im Kopf und man muss daher sowohl Vertrauen als auch Respekt dem ausführenden gegenüber mitbringen. Gleichzeitig muss man aber auch frühzeitig den Mund aufmachen und klar sagen was man will. Glücklicherweise hat auch TeMeL eine gewisse Affinitität zu den diversen Bat-Helden und schnell merkten wir, dass sich unsere Ideen sehr gut ergänzten.

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Mehr braucht es nicht.

Da wir ein großes Leinwandbild mit dem Fokus auf Schwarz, Rot und Weiß, sowie einen eher groben und nicht zu sehr ins Detail gehenden Stil vor Augen hatten, gab es beim Material nicht viel zu berücksichtigen. Leinwand und Acrylfarbe stammen aus dem lokalen Baumarkt, ebenso wie die meisten Pinsel. Bei letzteren sollte man darauf achten keine „Malerpinsel“ zu nehmen, da die günstigen Varianten fast immer Haare verlieren. Inklusive einer 1m x 1,2m-Leinwand betrugen die Materialkosten knapp 75€ (davon ca. 42€ für die Leinwand).

Eine schnelle Vorabskizze um die Proportionen zu bestimmen.

Eine schnelle Vorabskizze um die Proportionen zu bestimmen.

Mangels eines Beamers und keinem Interesse daran zig A4-Seiten zu drucken und zusammenzukleben, sind wir beim Übertragen des Entwurfs auf die große Leinwand ganz altomdisch vorgegangen. TeMeL fertigte eine schnelle Skizze an um die wichtigsten Proportionen zu definieren, in diesem Fall vor allem die Form der Maske sowie die Unterkante vom Kopf. Danach folgte ein langer Nachmittag in dem wir nichts anderes machten als die Grundformen zu übertragen und die Flächen auszumalen. Bei Außentemperaturen von 37° hat sich die zusätzliche Investition in einen Ventilator zweifellos bezahlt gemacht. Viel Trinken nicht vergessen 😉

Abschließend folgte die Feinarbeit an den Details. Dabei schadet es nicht Einzelheiten vorher seperat zu testen. Hat man auf der großen Leinwand erstmal angefangen, lassen sich einige Sachen nicht ohne weiteres korrigieren, erst recht bei so kräftigen Farben wie in diesem Fall. Konkret ist die ursprünglich stärker geplante Verwendung von diversen Grauschattierungen am Ende fast komplett rausgeflogen. Weniger ist manchmal doch mehr und man erinnere sich an die Grundregeln: Künstler vertrauen aber klar sagen was man will und was nicht.

Ist es heiß hier oder bin ich das? Das Wetter verhinderte keine platten Sprüche...

Ist es heiß hier oder bin ich das? Das Wetter verhinderte keine platten Sprüche…

Das alles hat nach zwei Tagen sehr schweißtreibender Arbeit zu einem Ergebnis geführt das für sich spricht. Tatsächlich funktionierte die ursprüngliche Idee viel besser als erwartet, der Verzicht auf zu viele Farbabstufungen und unnötige Details brachte das starke Grundmotiv noch besser hervor und vor allem; wer Ihre Zeichnungen kennt, wird TeMeLs Handschrift in dem Bild immer noch erkennen. Ganz unten gibt es eine kleine Galerie die zwar nicht alle, aber die meisten Zwischenschritte abbildet.

Ich denke das Ergebnis spricht für sich.

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Wie sieht es bei euch aus? Habt ihr euer Domizil auch mit einem Fanart veredelt oder gar ein eigenes Motiv in beeindruckender Größe auf die Wand gebracht?


5 Comments

  1. Gomes Juli 15, 2015 9:37 am  Antworten

    Hi TeMeL,
    eine ganz tolle Sache dieses FanArt-Bild, vom Feinsten!
    Vor allem die Vorbereitung, Ausführung und Dokumentation zeigen, das kommt von einer ganz großen Künstlerin!

    Ganz liebe Grüße
    Gomes

  2. Nessa September 26, 2015 9:30 pm  Antworten

    Und wer hat den Jungen zu Barwoman gebracht? Na? Na? ;D
    Sehr geiles Ding auf jeden Fall, würde farblich auch prima in meine Bude passen – allerdings hab ich keine Wände mehr frei. 😀
    Sehr schön be- und geschrieben!

    • Nessa September 26, 2015 9:31 pm  Antworten

      Ich meine natürlich BaTwoman. LOL

  3. alex Oktober 6, 2015 11:59 pm  Antworten

    Barwoman wäre eigentlich n Super Titel für neue Suff&Detective-Strips. Wär das nich was? 🙂

    Aber wer mich da zuerst angesteckt hat. Gute Frage, waren so viele 😀 Aber der Herr Bühling hat immer ganz begeistert von den New52 Bat-Comicreihen geschwärmt 😉

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