CSE14 1/4 Willkommen zurück

DSC_0317Nach zwei Jahren öffnet der Internationale Comic-Salon Erlangen erneut seine Tore und alles was in der Comic-Welt Rang und Namen hat, kommt herbeigeeilt. Und doch bleibt die größte und wichtigste deutsche Comic-Veranstaltung immer noch ein herzliches und unverkrampftes Ereignis.

Im Vergleich zu 2012 wirkt es von außen dieses mal beschaulicher. Auch der Andrang ist nicht ganz so groß, vielleicht haben die Erlanger den Feiertag diesmal ausgiebiger anderswo genossen; bei strahlendem Sonnenschein war es nicht zu verdenken.
Nichtsdestotrotz waren alle Hallen rasch gut gefüllt und laut den Ausstellern war der Besucherandrang keineswegs zu gering.

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Ulf Salzman aka Flausen ist dieses Jahr mit seinem neuen Buch „Pillen, Rusz und Ratten“ am Start.

Änderungen an der Standverteilung gab es kaum. Nur Panini ist zusammen mit CrossCult in die Halle C bei Eingang 2 gewandert und die Initiative Comic-Solidarity hat im hinteren Teil der Halle einen großen Bereich für sich angemietet. Abgesehen davon ist fast alles beim alten Geblieben. Die Händler sind an ihren gewohnten Orten und auch große Namen wie Carlsen und Splitter waren wieder an ihren altvertrauten Plätzen. Bei letzteren merkte man den etwas geringeren Andrang insofern, dass die Warteschlangen bei den Signierstunden angenehm kurz waren. Vermutlich wird sich dies aber in den nächsten Tagen und besonders Samstag wieder ändern.

Arne Schulenberg führt in die weite Welt der Photo-Comics.

Arne Schulenberg führt in die weite Welt der Photo-Comics.

Bleiben wir beim nun schon mehrfach erwähnten Comic-Solidarity. Mit fünf jeweils mehrteiligen Panels stellt die neue Initiative einen nicht geringen Teil der Panelrunden des Comic-Salons und hat damit quasi schon die Hoheit über den gesamten Bereich Webcomic, Digitalrelease und Indie. Den Anfang machte ein von Arne Schulenberg (Union der Helden) und Tim Wöhrle (Eridani) präsentierter Vorstellung des Konzepts der Photo-Comics. Neben diversen in- und ausländischen Beispielen wurden natürlich auch die Projekte der Vortragenden ausführlich vorgestellt. Insgesamt ein aufschlußreicher Vortrag, der zeigte was auch ohne Zeichenstift erzählerisch möglich ist.
Anschließend präsentierte Augusto Paim mit „So Close, Far Away“ sein Reportage-Comic-Projekt und sprach über die Anforderungen und Möglichkeiten die der Comic als journalisitisches Medium mit sich bringt. Aufgrund der parallel stattfindenden Präsentation von Netwars, war es leider nicht möglich dem Panel bis zum Ende beizuwohnen. Abschließend trat noch Daniel Lieske auf und sprach über die Arbeit an seinem Erfolgscomic Wormworld Saga.

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Felix Mertikat erläutert das Konzept von Netwars.

Mit Netwars stellen Felix Mertikat und Verena Klinke (Steam Noir – Das Kupferherz) ein ganz neues Projekt in rein digitaler Form vor. Der Comic ist nur als App verfügbar und nutzt die Lage-Sensoren moderner Tablets für einen interessanten 3D-Effekt. Jedes Panel des Comics ist als räumliche Szene angelegt und der Leser kann durch Neigen und Kippen des Gerätes, wie durch ein Fenster in die Szene hereinblicken.
Der Effekt ist dabei deutlich stärker als man ihn z.B. von 3D-Kinofilmen her kennt und bietet einen merklichen immersiven Bonus. Dabei behalten die Szenen durch eine sorgfältige Gestaltung ihren gezeichneten Charme und wirken nie künstlich. Die erzählerische Präsentation mischt dabei mit plötzlichen Pop-Up-Meldungen Elemente von Videospielen und Kinofilmen, was zugegebenermaßen bei dem CyberCrime-Thema des Comics auch wie die Faust aufs Auge passt.
Ob dieses Konzept eine Zukunft hat ist ungewiss. Auf jeden Fall bietet es nach diversen Comic-Reader-Apps einen gänzlich neuen Ansatz. Einen Eindruck kann sich jeder schon selbst machen. Das erste Kapitel steht im AppStore für 1,79€ zum Download bereit
Netwars ist auf jeden Fall ein Kandidat für einen geplanten Sonder-Beitrag zum Thema digitale Comics.

Weitere Entdeckungen & Highlights

IMG_3380Eines der ersten Tackerheftchen das mir dieses Jahr in die Hände fiel, war das frisch gedruckte Querbeet von Kirschvogel. Der hochwertige Druck des kleinen Heftchens bringt die weichen Farben hervorragend rüber. Inhaltlich gibt es, passend zum Titel, eine bunte Mischung bestehend aus den Lieblings-Strips der Autorin. Ein kleines Highlight bilden die vier Klar Soweit Strips, die vorher auf dem Wissenschaftsportal der Helmholtz-Gesellschaft veröffentlicht wurden und versuchen,  wichtige wissenschaftliche Debatten auch für den Nicht-Kenner greifbar zu präsentieren.

 

Hemispheres

Eine kleine Vorschau auf die neueste Seite von Hemispheres.

Eine kleine Vorschau auf die neueste Seite von Hemispheres.

Die Jungs hinter dem per Crowdfunding finanzierten Graphic-Novell Konzept lassen sich direkt bei der Arbeit über die Schulter blicken. Fünfzehn von geplanten dreißig Seiten sind inzwischen getuscht. Ein genauer Termin zur Fertigstellung steht aber noch aus. Mit ca. 70 Stunden Arbeit pro Seite entsteht hier ein mehr als detailverliebtes Werk. Wer ein Fan dystopisch anmutender Acryll-Comics ist, sollte versuchen einen der Vor-Ort-Termine der Hemisphere-Macher mitzunehmen.

Comic-Solidarity

Subideal war die unfreiwillige Abgrenzung des Comic-Solidarity-Stands.

Subideal war die unfreiwillige Abgrenzung des Comic-Solidarity-Stands.

Abgesehen von den Panels macht die Webcomic-Initiative auch durch ihren Stand auf sich aufmerksam. Gleich einem langen Podium schließt es die Halle C ab und ist damit unübersehrbar. Leider ergibt sich dadurch auch ein abschreckender Eindruck, denn die höher gesetzte Wandreihe der Initative wirkt durch ihre verkleidete Frontpartie wie ein abgesperrter Rednerbereich. Der Besucherandrang war hier am ersten Tag noch merklich zurückhaltend. Ob man diesen Eindruck noch durch eventuelle improvisierte Anpassungen des Standes verbessern kann bleibt abzuwarten.

Till mit frischem Mix

Aus Hamburg angereist und direkt am Stand von Zwerchfell war Till Felix (Die Toten, Es wird ein Hase). Zwei herbe Niederlagen im Comic-Battle kriegen den Mann nicht unter. Zwar gibt es von seinem Apokalypse-Comic doch noch keine Tuscheseiten zu bewundern, aber dafür ist er gleich in mehreren anderen Werken aktuell vertreten. Zum einen wäre da die deutlich erweiterte und überarbeitete Neuauflage des ersten „Die Toten“-Buchs. Neben der neuen Story von Sarah Burrini und Christopher Tauber, haben Andi, Steven und Till ihre eigene 32-Seitige Geschichte im Altenheim die Farben komplett neu angepasst.
Mit gänzlich neuen Material ist er unter anderem in JAZAM Vol. 9 „Helden“ und BLACK LABEL 3 vertreten. Ein ausführlicher Blick, besonders auf letzteres ist sicher nicht verkehrt und wird auch hier hoffentlich noch folgen.

Asja macht nur noch Mangas…. und Comics

Als Asja Wiegand vor wenigen Monaten ihre Rückkehr ankündigte, gab es erschreckend viel Protest. Denn am 1. April kündigte sie an, fortan nur noch Mangas zu zeichnen. Und das war nichtmal ein richtiger Aprilscherz. Ihr alter Tagebuch-Webcomic ist definitiv am Ende und nun geht es mit neuen Ideen und neuen Konzepten weiter. Allerdings möchte sie sich fortan dem widmen, was ihr am meisten Spaß macht, und das fällt gemeinhin eher unter das, was man als Mangastil versteht.
DSC_0431Doch ein Blick in ihr druckfrisches Kirameki no nai musume 1 zeigt, dass es ganz klar eine vitale Mischung von Manga und diversen westlichen Stilen ist. Dass so etwas hierzulande immer noch derart heftige Reaktionen hervorruft ist leider kein gutes Zeugnis für die Leser. Egal wie versessen ein Fan ist, man sollte einem Künstler doch selbst erlauben in welche Richtung er oder sie sich weiterentwickeln will. Allen denen dies bewußt ist, sei ihr brandneuer Webcomic Sterne sehen empfohlen.

Überraschungen beim ICOM-Preis

Zum Abschluß wurde noch der ICOM-Preis verliehen. Leider war ich selbst nicht zugegen, daher hier nur die interessanten Infos aus zweiter Hand (mit Bildmaterial von Daniel Wüllner).
Als beste Kurzgeschichte wurde Tesserakt von Doppeltim ausgzeichnet. Der Beste Independent Comic wurde LESCHKES FLUG.
Gleich doppelt freuen durfte sich Sarah Burrini. Zum einen erhielt sie den Sonderpreis für Besondere Publikation/Leistung und zum anderen wurde die Horror-Anthologie ANDERS, zu der sie das prägnante Cover beisteuerte, mit einer lobenden Erwähnung vershen.
Ich verweise kurz auf meine Rezension vom letzten Herbst, ANDERS war definitiv eines der überraschendsten Highlights und hat die Messlatte für ein Collab-Heft bzw. Buch auf ein ganz neues Niveau gehoben. Herzlichen Glückwunsch daher auch nochmal an dieser Stelle an Michael Roos, Leander Aurel Taubner, Max Vähling, Mario Bühling (dem Initiator hinter dem Projekt), Marvin Clifford, Kaydee, TeMeL und Kwimbi!

Eine kurze aber vollständige Übersicht über alle Preisträger gibts schon bei Splashpages.

Ein Teil der ANDERS-Crew nahm die lobende Erwähnung entgegen. Foto: Daniel Wüllner

Ein Teil der ANDERS-Crew nahm die lobende Erwähnung entgegen. Foto: Daniel Wüllner

Und das war es auch mit dem interessantesten vom ersten Tag.
Für morgen stehen unter anderem das nächste Panel der Comic-Solidarity an, dieses mal mit den Themen „Was ist eigentlich ein Comic, und: was ist eigentlich Eigentlichkeit, oder: was können wir vom Webcomic lernen?” (Lukas R.A. Wilde), „Sind Internet-Meme-Comics der neue Underground?“ (Johannes Kretzschmar aka Beetlebum) und „Web-Manga und Doujinshi“ (Michael Decomain).
Abends stehen dann mit dem Max&Moritz-Preis sowie der Alternativ-Veranstaltung BITSTORM gleich zwei interessante Abendprogramme an.

Ihr wollt noch mehr von anderen Programmpunkten sehen und lesen? Schreibts in die Kommentare und ich werde mich drum kümmern!

PS: Auf der abendlichen Tour durch das beschauliche Erlangen kam es noch zu einer Interessanten Begegnung mit einem der Jungs von Comic-Cookis, die zu dritt vom Comic-Salon berichten. Als Folge entstand ein kleines spontanes Interview bei dem ich das erste mal auf der anderen Seite des Mikros stand. Näheres dazu wahrscheinlich in den nächsten Tagen hier.

 


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