Terminator: Genisys – Alt und mutlos?

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Es ist ein Kreuz mit alten Franchises. Bei jedem neuen Ableger bangt man ob er der Reihe gerecht wird und hofft dennoch auf etwas neues packendes. Für die Filmemacher liegt die Herausforderung darin, eine Gratwanderung zwischen Respekt und Mut zu neuen Ideen zu meistern. Mit dem Slogan „Reset the Future“ und dem Segen von James Cameron wagt sich Terminator Genysis daran, das Franchise nach zwei durchwachsenen Filmen wieder zu alter Größe zu führen.

Kommen wir zuerst einmal zu den guten Seiten. Terminator: Genisys bietet zwei Stunden angenehm lockere Popcornunterhaltung mit guten, nicht überladenen Effekten und einer mehr als überzeugenden Emilia Clarke in der Rolle der Sarah Connor. Wenn man bedenkt dass diese Rolle zusammen mit Ellen Ripley (Alien) Frauen als glaubwürdige Actionprotagonisten durchsetzte, ist diese Leistung wirklich beachtlich. Leider war es das auch schon fast mit den uneingeschränkten Pluspunkten des Films. Der Rest rutscht ab ins durchwachsene Mittelmaß, aber eins nach dem anderen.

Alles beginnt am Ende des Krieges gegen die Maschinen anno 2029. John Connor führt den Widerstand zum Sieg und in letzter Sekunde schicken die Maschinen ihren Terminator zurück in die Zeit; Hallo Terminator 1984. Connor schickt Kyle Reese hinterher um seine Mutter zu schützen, wissend dass Reese Connors Vater wird. Angekommen im Jahr 1984 erleben wir ein paar kurze Szenen die mit viel Liebe zum Detail aus dem ersten Film nachgestellt wurden. Schnell gibt es aber Abweichungen. Sarah Connor ist nicht die unwissende Kellnerin und der Flüssigmetal-Terminator ist auch schon da anstatt brav bis zu seinem Auftritt in Terminator 2 anno 1991 zu warten. Die gesamte Vergangenheit ist nicht mehr die, die die Protagonisten und der Zuschauer zu kennen glaubten. Bis hierhin macht der Film sehr vieles richtig und strahlt eine gut dosierte Dosis Respekt und Anerkennung vor den ersten beiden Filmen aus. Gleichzeitig wird ein ansprechendes Gerüst für neue Ideen gelegt, die im Laufe des Films leider absolut lieblos abgewürgt werden.

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Mit einer unnötig kruden Erklärung über parallele Zeitlinien versucht man alle bisherigen Filme irgendwie unter einen erzählerischen Hut zu bringen und erklärt sie gleichzeitig für null und nichtig, irgendwie… Da schon nach Terminator 2 die Zeitreisehandlung Logiklücken ohne Ende aufwies, kommt dieser Erklärung zum einen viel zu spät und zum anderen passt sie in keinster Weise zum Konzept der Filme. Immerhin sind wir hier bei Terminator und nicht bei Final Destination. Eine gnadenlose Tötungsmaschine macht unerbittlich Jagd auf den oder die Helden. Da schert man sich nicht um Feinheiten von Zeitreiseparadoxa, wer nun was in welcher Ebene und mit welchen möglichen Konsequenzen verhindert hat.

Fairerweise muss man dazu sagen, dass obiger Absatz sich eigentlich schon viel zu viel mit dem Thema Zeitreisen im Terminator-Franchise beschäftigt. Kommen wir also zu dem eigentlichen Problem, an dem die Reihe schon nach dem zweiten Film erkrankte und sich seitdem nicht mehr erholen konnte.
Es fehlt an halbwegs interessanten Ideen die den Zuschauer noch ernsthaft packen können. Was bleibt sind bestenfalls Spielereien, wie das durchaus gute Ende des dritten Films, verpackt in eine große Tüte bestehend aus bekannten Sprüchen, den Versuchen neue Sprüche zu generieren und die in den ersten zwei Filmen etablierten Bilder wieder und wieder zu zelebrieren, natürlich größer, mit mehr Effekten und…. ziemlich uninspiriert.

TG-FF_01Es ist nicht so dass das Terminator-Franchise kein Potenzial mehr hat. Das Gegenteil ist der Fall; es ist theoretisch eines der wenigen Franchises, aus dem sich stetig neue Ideen ziehen ließen. Ein paar davon wurden im Serienableger aufgegriffen. Doch dafür muss man auch den Mut haben das Publikum zu überraschen. Alles was Genisys sich traut ist ein Hybrid, gar nicht unähnlich jenem Hybrid den es schon in vierten Film gab und die Idee einer möglichen Koexistenz, der man aber schon nach wenigen Sekunden eine große Ladung Blei verpasst. Klar, ein Bösewicht der einem anbietet an seiner Seite zusammen eine glorreiche Zukunft aufzubauen, das war im Kino immer ein Grund skeptisch zu sein. Aber muss es wirklich so sein? Kann man die eingefahrenen Schienen nicht verlassen?

Gehen wir ein wenig zurück und blättern in den reichhaltigen Archiven des Internets (zum Beispiel hier). Inzwischen kann man auf diversen Webseiten nachlesen wie sich Terminator Salvation, der letzte Film der Reihe, im Lauf seiner Entwicklung drastisch verändert hat und aus einer gewagten und nicht unbedingt guten aber zweifellos mutigen Idee ein unbefriedigender Film mit sehr viel Flickschusterei wurde. Zwei Aspekte des Films beziehungsweise des Originaldrehbuchs sind dabei besonders interessant. Zum ersten sollte Connor im Original gar kein Frontkämpfer sein, dazu war er als Prophet und Hoffnungsträger viel zu wichtig. Ergo bleibt er gut versteckt in irgendeinem Bunker. Dennoch gelingt es einem Terminator-Hybriden Connor aufzuspüren und zu töten, und das schon sehr früh in der Handlung. Daraufhin wird dem Hybriden das Gesicht von Connor aufgesetzt damit er den Widerstand fortführen kann. Gegen Ende des Films werden allerdings in einer Szene die selbst George R.R. Martin nicht wagen würde, vom Terminator Kyle Reese und alle anderen wichtigen Widerstandskämpfer skrupellos getötet. Verständlicherweise waren sich die Produzenten alles andere als sicher ob sie so ein Ende haben wollten, von der Handlung ganz zu schweigen. Den Ausschlag zur Veränderung der Handlung gab Christian Bale, der ursprünglich für die Rolle des Hybriden vorgesehen war. Er bestand darauf das Drehbuch zu ändern; Connor sollte der Held sein und von Bale selbst dargestellt werden. Aus damaliger Sicht eine sinnvolle Entscheidung, allerdings hätte man dann das komplette Drehbuch vernünftig umarbeiten sollen.

Die andere Änderung bezieht sich auf den Titel Salvation – Erlösung. Die Maschinen errechneten im Originalscript eine wahrscheinliche Überlebensspanne von 200 Jahren für die Menschheit, ehe sie sich selbst vernichtet. Als Konsequenz daraus übernehmen sie die Herrschaft über die Menschen und fangen an für sie behütete Gebiete zu errichten, einfaches Farmland auf dem sie unter Kontrolle friedlich leben können. Keine schöne Zukunft? Sicherlich. Aber zweifellos eine Idee mit Diskussionspotenzial und vor allem Raum für Fortsetzungen!
Und damit hat Terminator Salvation viel mehr Potenzial weggeworfen als es Genisys auch nur andeutungsweise hat. Zwar ist wie schon bei Valvation auch dieses mal eine neue Trilogie geplant, bei der durchwachsenen konzeptuellen Qualität von Genisys ist es aber fraglich wie realistisch das sein wird. Wahrscheinlich gibt es in einigen Jahren erneut einen frischen Mix der beliebtesten Zutaten und einem via CGI verjüngten oder gar reanimierten Arnie.

TR-08739Was bleibt also? Genisys ist beileibe nicht die schlechteste Fortsetzung eines alten Franchise, bleibt aber dabei auf bekantem Boden und weiß zweifellos zu unterhalten. Um Arnie zu zitieren – „Alt, aber nicht veraltet.“ Mit einem nostalgischen Blick auf die beiden ersten Filme erinnern wir uns an die guten Zeiten, schwelgen dank Genisys in schönen Bildern und vertrösten uns damit, dass nicht jeder Blockbuster lange im Kopf nachhallen muss.

 

A propos Nostalgie, an dieser Stelle kann man bestens den ‚ehrlichen‘ Trailer zu Terminator 2 empfehlen. Er fasst (auch visuell) nochmal vieles zusammen was Terminator 1 und 2 groß gemacht hat und an dem die Nachfolger seitdem leider immer wieder scheitern.


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